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Leseprobe aus den Erotic Short Stories »ReiseLust«

Gregor Schürer

Sie schnurrt


Ich hatte sie schon am Strand beobachtet, wo sie stundenlang in der Sonne lag. Nur ab und zu hatte sie sich gedreht, von der Vorder- auf die Rückseite und zurück, um gleichmäßig braun zu werden. Jedes Mal hatte sie ihr knappes Oberteil – sie trug tatsächlich einen Bikini mit Fellapplikationen, so etwas hatte ich noch nie gesehen – zurecht gezupft. Ich musste die ganze Zeit auf dem Bauch liegen, damit niemand sehen konnte, was sich in meiner Badehose regte.
Als sie in einem kurzen Abendkleid die Hotelbar betrat, hielt ich die Luft an. Sie bewegte sich auf den Tresen zu und meine Augen folgten ihr. Sie hatte diesen geschmeidigen Gang, der alle Kerle verrückt macht. Eine Spur zu langsam, lasziv, die Hüften sanft wiegend, genau wissend, dass jeder, aber auch jeder Mann im Raum ihr nachschaute.
Ich erhob mich rasch und eilte an die Bar, die Gelegenheit war günstig, der Stuhl neben ihr noch frei. »Hallo«, säuselte ich, »ich bin Karl, Freunde sagen Carlo zu mir. Darf ich Sie auf ein Glas einladen?« »Carlo, wie der Kater Carlo?«, antwortete sie mit tiefer Stimme. Ich konnte nur stumm nicken. »Ich nehme einen Baby Blue«, wies sie den Barkeeper an. Während er die Zutaten – Batida de Coco, Curaçao Blue, weißen Rum, Sahne und Milch – zusammen mit ein paar Eiswürfeln in den Shaker tat, sah sie mich an. Ich bin sicher, sie hatte goldene Augen, obwohl ich weiß, dass es so etwas bei Menschen nicht gibt. »Minouche, ich heiße Minouche«, hauchte sie. Der Barmixer füllte den Baby Blue in ein Longdrinkglas und reichte ihn ihr. »Für mich ein Cerveza«, sagte ich auf seinen fragenden Blick hin.
Sie führte das Glas an den Mund und trank. Als sie es absetzte, blieb ein schaumiger Rand auf ihrer Oberlippe stehen. Sie leckte ihn genussvoll ab, ich betrachtete ihre kleine hellrosafarbene, spitze Zunge.
Ich kramte in meinem betäubten Hirn nach einem Gesprächsthema. »Mögen Sie Katzen?«, fragte ich plötzlich, keine Ahnung, woher der Einfall kam. »Oh ja«, sagte sie und räkelte sich dabei, »ich liebe Katzen. Das Sonnenbaden macht müde«, fuhr sie fort, »ich werde jetzt in mein Körbchen gehen.«
»Wollen wir uns treffen, morgen am Meer?«, presste ich hervor.
»Gerne, ich suche sowieso jemanden, der mir den Rücken eincremt. Sagen wir um zehn?«
Ich war tags darauf bereits um halb neun am Strand, breitete ein großes Handtuch aus und wartete. Gegen halb elf kam sie, hauchte ein »Hallo, gut geschlafen?« und setzte sich. Schweigend drückte sie mir eine Sonnencreme in die Hand und legte sich bäuchlings auf mein Strandtuch. Ich öffnete die Tube, drückte reichlich Creme auf meine Handfläche und begann, ihren Rücken einzureiben. Erst dachte ich, ein Flugzeug oben am Himmel würde brummen, weit entfernt. Da merkte ich, dass das Geräusch unmittelbar vor mir entstand und beugte mich tiefer, um ihm nachzuhören, während meine Hand mechanisch weiter arbeitete. Sie schnurrte, ich schwöre es, sie schnurrte tatsächlich wie ein Kätzchen.
Plötzlich riss mich eine kreischende Stimme in die Wirklichkeit zurück. »Jetzt drück doch nicht so«, keifte meine Frau Hella. Unwirsch drehte sie ihre neunzig Kilo herum, alles an ihr wackelte wie Götterspeise. »Lass mal, den Bauch mach ich lieber selbst. Wo hast du bloß wieder deine Gedanken, Katerchen. Holst du mir ein Eis?«


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